Botschaft
Virtuelles Leben
Totale Kontrolle
Es geht um unsere Sicherheit – so wird es uns erklärt. Eine Garantie für ein gefahrloses Leben. Ist das nicht Grund genug, ein Stück unseres Privatlebens preiszugeben? Erst ein bisschen, ein paar Jahre später noch ein bisschen mehr…
Es geht um unsere Bequemlichkeit – so wird es uns erklärt. Wozu noch Bargeld? Es ist doch so herrlich einfach, alles mit der Karte zu bezahlen. Und warum nicht noch weitergehen: ein kleiner Chip im Arm, auf dem alles gespeichert ist – Ausweis, Krankenversicherung, Kreditkarte. Stell dir vor: Du müsstest nie wieder etwas mitnehmen!
Doch man darf nicht vergessen: Jede Medaille hat zwei Seiten. Natürlich wollen wir uns sicher fühlen. In Zeiten der Globalisierung geht es längst nicht mehr nur um Sicherheit auf Urlaubsreisen, sondern um unser Leben zu Hause: ohne Angst ein Konzert besuchen, ein Fußballspiel, einen Weihnachtsmarkt. Aber fühlt man sich wirklich sicher, wenn man weiß, dass man permanent überwacht wird? Dass jederzeit festgestellt werden kann, wo man ist und was man tut? Dass Telefonate abgehört und Internetaktivitäten protokolliert werden?
Ein bargeldloses Leben – oder gar eines mit implantiertem Chip – bedeutet, dass all deine Gewohnheiten gesammelt und gespeichert werden: Was, wo, wie viel und wie oft du kaufst; Unterwäsche und Verhütungsmittel; wann und warum du zum Arzt gehst; welche Versicherungen du hast; mit welchem Anwalt du sprichst. Am Ende hat derjenige, der Zugriff auf diese Daten hat, Macht über dich – vielleicht mehr, als du denkst. Orwell’s „Big Brother is watching you“ ist längst keine dystopische Fantasie mehr. Wie leicht wäre es, dich zu manipulieren? Ganz zu schweigen davon, dass all diese Daten in Computern gespeichert werden, die gehackt werden können. Wer hat dann deine Daten – und wie werden sie benutzt? Stell dir vor, sie werden einfach gelöscht. Wer bist du dann?
Wir bewegen uns auf eine Gesellschaft zu, in der totale Kontrolle möglich ist. Unser Privatleben, unsere Gewohnheiten, unser Wohl und Weh – alles wird digitalisiert und gespeichert, um irgendwann genutzt zu werden. Die entscheidende Frage ist nur: für uns – oder gegen uns?
Puzzles unseres Lebens
Unser Weltbild ist kein starres Gefüge, sondern ein dynamischer Prozess. Es entwickelt sich Schritt für Schritt – wie ein Puzzle, das sich im Laufe des Lebens Stück für Stück zusammensetzt. Erfahrungen, Erziehung, Bildung und persönliche Eindrücke formen dieses Bild und prägen unser Verständnis von der Welt. Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem inneren „Puzzle“ steht im Zentrum zweier Bildserien: „Stereotypen“ und „Dualismus unseres Lebens“. Beide thematisieren unterschiedliche Aspekte der menschlichen Wahrnehmung – und zeigen, wie fragil, unvollständig oder auch einseitig unsere Sichtweisen sein können.
In der Serie „Stereotypen“ geht es um die Klischees, mit denen wir bestimmten Ländern oder Kulturen begegnen. Häufig basiert unser Bild von der Welt auf nur wenigen, oberflächlichen Puzzleteilen – geprägt von Vorurteilen, Medienbildern oder kulturellen Zuschreibungen. Die Arbeiten dieser Serie hinterfragen diese reduzierten Vorstellungen und laden dazu ein, unser Bild um weitere „Teile“ zu ergänzen – für ein differenzierteres Verständnis.
Die Serie „Dualismus unseres Lebens“ widmet sich hingegen den Gegensätzen, die unser Denken strukturieren: Licht und Schatten, Wärme und Kälte, Gut und Böse. Erst durch das Nebeneinander und Wechselspiel solcher Gegensätze entsteht Bedeutung. Die Puzzlebilder dieser Serie zeigen, wie sehr sich scheinbare Gegensätze bedingen und dass sie oft nur im Zusammenhang wirklich verständlich sind. Beide Serien machen auf unterschiedliche Weise sichtbar, wie wir Wirklichkeit wahrnehmen – fragmentarisch, einseitig oder durch Kontraste geprägt – und wie wichtig es ist, unser inneres Puzzle immer wieder zu hinterfragen und zu vervollständigen.
Spiegel der Seele
Anderer Blick
Ästhetik der Imperien
Atlantis
Der Mensch stellt sich heute dieselben Fragen wie früher: Wer bin ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meines Lebens? Was ist Glück? Was ist Liebe? Meine Kunst ist mein Versuch, auf diese Fragen Antworten zu finden – oder zumindest Raum für diese Fragen zu öffnen.
Die technische und ästhetische Ausführung dient dabei dem zentralen Ziel, die Grundidee eines Werks möglichst klar und vollständig zum Ausdruck zu bringen. Für jedes meiner Themen wähle ich bewusst eine Ausführungsform, die diesem Anspruch gerecht wird.
Wie viele Künstler verwende auch ich Symbolik. Kunst war nie ein reiner Spiegel der Wirklichkeit – sie spricht in Zeichen, die der Betrachter intuitiv versteht. Doch Symbolik verändert sich mit der Zeit. Ein Stillleben des 18. Jahrhunderts erzählte dem damaligen Betrachter eine Geschichte, die uns heute oft verborgen bleibt. Unsere Zeit bringt ihre eigene Symbolsprache hervor – sowohl in der Kunst als auch im täglichen Leben.
Mit dem Titel eines Werks versuche ich, dem Betrachter meine Symbolik zugänglicher zu machen und ihn zugleich auf die Themen hinzuweisen, die mir wichtig sind. Dennoch soll jeder Mensch die Möglichkeit haben, das Werk auf eigene Weise zu deuten und weiterzudenken. Ich möchte keine Deutung vorgeben, sondern einladen – zu einem stillen Dialog zwischen Kunstwerk und Betrachter. So beginnt das Werk ein eigenes Leben. Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller dreht. Die Informationsflut der Medien, der Druck der täglichen Pflichten – all das bringt uns oft in einen Zustand innerer Unruhe. Viele Menschen fühlen sich wie in einem Hamsterrad, ohne Zeit, um innezuhalten. Wenn es mir gelingt, einen Betrachter durch meine Bilder für einen Moment aus dieser Hektik zu lösen, wenn er beim Anblick eines Werks für ein paar Minuten über das Wesentliche im Leben nachdenkt – dann hat meine Kunst ihren Zweck erfüllt.Yaroslav Kurbanov
Seit 2000 lebt und arbeitet in Deutschland